Jamboree 2011 in Schweden
Geschrieben von C. Goetschkes & M. KeusenVorlager in Tydal
Unser 40-köpfiger Trupp, bestehend aus einer Bayerischen, ein paar Duisburger, einigen Breyeller und natürlich auch Kempener Pfadis und Rover, fing schon im März an mit gemeinsamen Vortreffen zum kennenlernen und zur Patrol-(also Kleingruppen-)bildung. Jedes Patrol bestand aus einem Leiter und neun Pfadfinder. Unter anderem machten wir eine Paddeltour am 17. Juli 2011 auf der Niers von Oedt bis Wachtendonk. Wir erfanden unseren Truppnamen „Jambolution“ und entwarfen ein Trupplogo. Wir waren bereits voller Vorfreude und konnten es nicht erwarten, endlich loszufahren.
Wir trafen uns schon früh an einem regnerischen Morgen am Emily-Horten-Platz in Kempen. Nach der 6-stündigen Busfahrt gelangten wir nach Tydal an der deutsch-dänischen Grenze, wo sich das gesamte deutsche Kontingent traf. Die 2 Nächte in Tydal verbrachte man in geliehenen Zelten. Tagsüber lernten wir andere Trupps kennen und sollten uns mit dem Jamboree in einigen Spielen befassen. Essen fanden die vielen Pfadfinder in einer Scheune etwas abseits des Geländes. Am letzten Tag des Vorlagers gab es tagsüber ein Chaosspiel, am Abend spielte die Liveband „Gardenier“ und die Trupps wurden feierlich mit guter Stimmung im 30-Minuten-Takt ab 22 Uhr in Richtung Schweden geschickt. Wir brachen schließlich um 23 Uhr auf.
Jamboree
Als wir früh morgens am 27. Juli 2011 an dem Platz Rinkaby bei Kristianstad für die 40 061 „22nd World Scout Jamboree“-Teilnehmer ankamen, war es noch sehr ruhig und nebelig. Zum Glück hatten wir einen Platz im Subcamp „Bohuslän“ im Town „Autumn“ zugeordnet bekommen, welcher im Vergleich zum Town „Summer“ nicht weit vom Anreisepunkt entfernt war. Nachdem wir unser Gepäck zum Zeltbereich schleppten, klarte der Himmel auf und die riesigen, gigantischen Weiten des Jamborees kamen zum Vorschein. In der warmen Sonne begannen wir das vom Jamboree gestellte weiße Vorzelt und unsere Jurtenburg aus 2 Breyeller und 2 Kempener Jurten aufzubauen. Kurz darauf fanden wir Bekanntschaften mit unseren Nachbarn um uns herum aus Schweizern, Österreichern und Finnen. Auch besuchten wir in der Nähe den Kiosk, welche auf dem gesamten Gelände verteilt waren. Da sich jeder Patrol selbst organisieren musste, wurden auch die Lebensmittel patrolweise aus dem riesigen, gigantischen Zeltsupermarkt geholt und zubereitet.
Jedes Town (Spring, Summer, Autumn und Winter) besaß ein eigenes Towncenter, wo viele verschiedene Workshops angeboten wurden und unter anderem ein Internetcafé zur Verfügung stand.
Am nächsten Tag wurde das Jamboree unter dem Motto „Simply Scouting“ bei einer großartigen „Opening Ceremony“ eröffnet, welche auf einer riesigen gigantischen extra für das Jamboree errichteten Bühne stattfand. Die allgemein gute Stimmung des Trupps ist auch nicht beim Hinweg zur Bühne im Regen untergegangen. Wir wurden im Gegenteil immer euphorischer auf die Eröffnungsveranstaltung gestimmt, bei der jedes teilnehmende Land mit zwei Fahnenträgern repräsentiert wurde. Paul K. aus unserem Trupp durfte sogar für Deutschland eine Fahne tragen.
Die folgenden Tage bestanden jeweils aus verschiedenen Programmpunkten, bei denen uns nach dem Motto „Simply Scouting“ Unterhaltungsprogramm geboten wurde. Ein sogenanntes „Module Activity“ nannte sich „Quest“, wobei man einen Parkour mit vielen Hindernissen durch den Wald durchdringen musste und darauf weitere Herausforderungen wie das Klettern auf einer überdimensionalen Strickleiter und Weiteres, wo unser Geschick auf die Probe gestellte wurde. Auch die anderen vier Module Activities „People“, „Earth“, „GDV (Global Development Village)“ und „Dream“ bestanden aus sportlichen, geschicklichen und geistigen Aufgaben, welche uns aber zum Teil nicht altersgerecht vorkamen.
Im Verlauf des weiteren Jamborees fassten einige von uns Freundschaften zu vielen Pfadfindern aus der ganzen Welt. Besonders viel unterhielten wir uns mit unseren schweizerischen, österreichischen und finnischen Nachbarn und „swapten“ (tauschten) fleißig Halstücher, Aufnäher und auch Kluften. In unserer weiteren freien Zeit besuchten wir den Jamboree Shop, wo es Pfadfinderartikel, Postkarten etc. zu kaufen gab, oder den „Four Seasons Square“, auf dem fast jedes teilnehmende Kontingent einen Stand besaß. Dort wurde zum Beispiel nationales Essen angeboten oder die heimischen Gebräuche präsentiert. Deutschland repräsentierte ein großer Gartenzwerg und man stellte deutsche Erfindungen wie Haribo oder der Computer aus.
Die Hälfte der Zeit in Rinkaby war nun schon vorbei und es kam zum nächsten Ereignis, das sogar zwei Tage dauerte: „Das Camp in Camp“. Dabei wurde jedes unserer vier Patrols zu Pfadfindern in Schweden gebracht. Auf diesen Zeltplätzen waren auch weitere Patrols aus verschiedenen Nationen vertreten, so dass engere Kontakte geknüpft werden konnten. Uns erwarteten weitere Spiele und Aufgaben ganz nach dem Motto Simply Scouting, wie Feuer machen oder das Aufbauen eines Dreibeins, was sich als problemlos für unsere jurtenerfahrenen Pfadis und Rover darstellte. Auch fuhren andere Patrols zu einem See und fuhren Wasserkanu. Meist wurde der Tag mit einem Lagerfeuer oder einem bunten Abend mit den schwedischen und den anderen Pfadfindern beendet. Am nächsten Morgen reiste man bereits wieder ab und konnte den restlichen Patrols von den Erlebnissen erzählen.
Der „Cultural Day“ gegen Ende des Jamborees war ein besonderer Tag. Jeder Trupp sollte sich mit etwas landes- oder regionstypischen Brauch präsentieren. Oft wurde auch Essen angeboten. Unser Trupp machte Reibekuchen, welche sehr beliebt waren, und stellte das typisch Kempener Martinsfest mit seinem Umzug vor. Man selbst konnte auch einen langen Rundgang auf dem Gelände machen, wo einem viele Fahnen und Menschen entgegenkamen. Die Stimmung aller Nationen war bei dem sonnig, warmen Wetter gut bei der großen Vielfalt der Speisen und der präsentierten Bräuche und Traditionen. Die Leute waren an diesem Tag besonders offen, denn man konnte in fremde Zeltbereiche hereingehen. Als der Nachmittag anbrach, begaben sich alle Jamboreeteilnehmer zur großen Bühne. Dort begegnete uns eine bunte Vorführung, wo das Gastgeberland Schweden sich mit verschiedenen Präsentation der einzelnen Regionen vorstellte. Highlight waren Fallschirmspringer, die während einer BMX-Show, vom Himmel fielen und uns überraschten, bis sie schließlich direkt neben der Bühne landeten. Der gesamte Tag „Cultural Day“ hat uns besonders gut gefallen und ist eines unserer Favoriten des Jamborees geworden.
Nach dem Cultural Day und einen weiteren freien Tag neigte sich schon das große Jamboree dem Ende. Währenddessen bauten die IST‘ler (International Service Team), die tatkräftig an der Umsetzung des Megaereignisses mithalfen, eine zweite Bühne auf, welche eine 360-Grad-Bühne war. Dort fand am letzten Tag die „Closing Ceremony“ statt. Außerdem begann unser Trupp unseren Zeltbereich zusammenzupacken und wir bauten drei der vier Jurten ab. So verbrachten wir alle, inklusive Gepäck, die letzte Nacht in einer Jurte ohne Seitenplanen und in unserem Küchenzelt. Abends fing die Abschlussveranstaltung, die „Closing Ceremony“, bei Regen an. Der schwedische König und die schwedische Königin hielten eine Rede. Dazu spielte eine bekannte schwedische Band und viele mehr. Höhepunkt des Abends war „Europe’s“ „The Final Countdown“ und das darauf folgende riesige, gigantische Feuerwerk, mit dem das Jamboree offiziell endete.
Kurz darauf fing es sehr stark zu regnen an. Nach dieser anstrengenden Nacht verabschiedeten sich die Breyeller Pfadfinder, da sie weiter zum „Home Hospility“ nach Finnland reisten. Sie hausten eine weitere Woche bei finnischen Pfadfindern in der Nähe von Helsinki. Der restliche Trupp machte sich dann gegen Mittag und nach einem langen Restabbau auf nach Deutschland. Glücklich wurden wir von unseren Familien am 8. August 2011 empfangen. Das riesige, gigantische Jamboree war vorbei. Wir würden jederzeit nochmal an einem Jamboree teilnehmen. Es war ein unvergessliches Erlebnis.
Fotos: Jonas Spinczyk
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Veröffentlicht: 25. September 2012